Über Lemberg

Die westukrainische Metropole Lemberg (Lviv) ist hierzulande leider immer noch größtenteils unbekannt, ein Umstand, dem mit Hilfe dieser Seite unbedingt Abhilfe geschaffen werden soll, denn diese Stadt hat ihren Besuchern einiges zu bieten.

Kaum 100 km von der polnischen Grenze entfernt gelegen ist Lemberg seit jeher die größte und wichtigste Stadt Ostgaliziens und der Westukraine. In der ca. 800 000 Einwohner zählenden Metropole treffen sich Westen und Osten, gehen die westliche, römische Welt und die Orthodoxie eine einzigartige Verbindung ein. Das wird schon durch die Religionszugehörigkeit der meisten Westukrainer deutlich: Sie sind weder römisch-katholisch, wie ihre polnischen Nachbarn, noch orthodox, wie der überwiegende Rest der Ukraine, sondern gehören der griechisch-katholischen Kirche an, in der eine Mischung aus beiden Glaubensrichtungen praktiziert wird.

Lemberg: eine Metropole zwischen West und Ost

Das aus dieser besonderen Lage zwischen den Welten resultierende, reiche kulturelle Erbe Lembergs spiegelt sich in seinem Stadtbild wider. Als Knotenpunkt zwischen West und Ost beherbergte es zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Volksgruppen, deren Spuren bis heute überall in der Stadt zu finden sind. Ruthenen, Armenier, Polen, Juden, Deutsche, Österreicher und Ukrainer lebten zusammen in dieser fassettenreichen Stadt und schufen ihre sonderbar romantisch- melancholische Atmosphäre, der sich auch heute noch kein Besucher entziehen kann. Die Altstadt Lembergs wurde deswegen offiziell als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewiesen. Unter den verschiedenen Epochen und Stilen, die diese Vielvölkerstadt geprägt haben, hat zweifellos ihre Zeit als Teil des Habsburger Reichs von 1772-1918 das Stadtbild wesentlich beeinflusst, weswegen Lemberg auch gelegentlich als „Wien des Ostens“ bezeichnet wurde.

Mit dem Eintritt der Ukraine in die Sowjetunion begann ein dunkles Kapitel für die Stadt und seine Bewohner, das noch bis heute nachwirkt. Obwohl die Innenstadt Lembergs von sowjetischen Bausünden praktisch völlig verschont geblieben ist und längst damit begonnen wurde die altehrwürdigen Häuser liebevoll zu restaurieren, erinnert der Zustand vieler Häuser eher an den Charme einer toskanischen Kleinstadt als an eine auf Hochglanz polierte deutsche bzw. österreichische Altstadt. Das Angebot an Waren und Dienstleistungen hat sich seit der Wende enorm verbessert, so dass heute –man mag fast sagen leider- die gleichen Produkte wie überall auf der Welt in Lemberg zu finden sind.

Alle Dienstleistungen sind um ein vielfaches günstiger als in westeuropäischen Breiten, weil das Lohnniveau in der Ukraine immer noch relativ niedrig ist. Ein Mittagessen für zwei Personen, Getränke mit eingeschlossen, ist beispielsweise in fast allen Restaurants für umgerechnet 10-15 Euro zu bekommen. Trotz der geringen Einkommen und entgegen der sich im Westen hartnäckig haltenden Mythen über den ehemaligen Ostblock, die noch aus der unmittelbaren Wendezeit stammen, ist Lemberg so sicher wie jede andere europäische Großstadt, etwaige Sicherheitsbedenken können also getrost bei Seite geschoben werden.

Lwiw, Lviv, Lemberg, Lvov – Stadt mit zwiespaltiger Identität

Altstadt von Lemberg im Morgenlicht
Altstadt von Lemberg im Morgenlicht
Die Ukrainer sind, wenn diese Verallgemeinerung erlaubt ist, ein zurückhaltendes, aber im Innersten durchweg herzliches und leidenschaftliches Volk. Das gilt besonders im Hinblick auf die erst vor kurzem wiedererlangte Unabhängigkeit und die ewige Frage nach der Identität der Ukraine zwischen der europäischen Union und dem „großen Bruder“ Russland. Die Lemberger besitzen einen ausgeprägten Nationalstolz und sind in der Regel durch und durch pro westlich eingestellt. Der Kommunikation mit der einheimischen Bevölkerung stände nichts entgegen, wären da nicht die häufig mangelhaften Englischkenntnisse, besonders der älteren Generationen. Wer über die bloße Kommunikation mit „Hand und Fuß“ hinauskommen will, sollte also einen Reisewortschatz zur Hand haben oder sich an die jüngeren Einwohner wenden. Vielleicht ergibt sich so die ein oder andere interessante Unterhaltung, im besten Fall begleitet von einem Gläschen Medowucha (Wodka mit Honig; das ukrainische Nationalgetränk). 

Lemberg wird inzwischen von Billigfliegern aus verschiedenen Städten Deutschlands bzw. Österreichs direkt angeflogen und eignet sich somit hervorragend für eine Städtereise. Außer einem gültigen Reisepass sind keine weiteren Dokumente für die Einreise erforderlich.

Lassen Sie sich von dieser Stadt zwischen Westen und Osten, zwischen gestern und morgen in ihren Bann ziehen und sammeln Sie wertvolle Erfahrungen mit der Kultur der östlichen Nachbarn!

 

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