Lemberg und der Ukraine-Krieg

Hallo ihr Lieben! Hier bin ich, Alina aus der Ukraine. Obwohl ich diese Webseite schon seit Jahren nicht mehr aktualisiert habe, finde ich es wichtig, die jetzige Situation in der Ukraine aus der Perspektive einer Ukrainerin zu beleuchten.

In meinem Heimatland findet ein Krieg statt. Am 24. Februar ist Russland gemein und unbegründet in das Territorium unseres Landes eingedrungen, um unsere Freiheit und Unabhängigkeit wegzunehmen. Dieser Krieg hat schon das Leben von hunderten harmlosen Kindern, tausenden friedlichen Erwachsenen und zehntausenden Soldaten weggenommen und neben hunderttausenden Häusern auch Millionen Hoffnungen auf eine sorglose Zukunft zerstört. 

Eine totale Neubewertung aller Werte ist passiert. Was wir früher für wichtig gehalten haben, scheint jetzt sinnlos zu sein. Und das, was für uns oft selbstverständlich war, gilt heute als Luxus. Den Lebenspartner umarmen, mit dem Vater telefonieren, bestimmt wissen, dass die Mutter jetzt in Sicherheit ist und die Schwester was zu essen hat – nie davor habe ich solch einfache Dinge so sehr geschätzt.

Ich bin jetzt eine von mehr als drei Millionen ukrainischen Flüchtlingen geworden, die nach Europa geflohen sind. Ich bleibe momentan an einem sicheren Ort in Österreich, daher versuche ich hier alles zu machen, womit ich meinem Land helfen kann: beim Rotem Kreis als Freiwillige tätig zu sein, nach Unterkünften für andere Flüchtlinge zu suchen, Geld zu spenden und viel mehr. Noch eine der Möglichkeiten, wie ich der Ukraine behilflich sein kann, besteht darin, wahrheitsgemäße Information zu verbreiten. Somit können die Menschen aus der ganzen Welt in meinem kleinen Blog lesen, wie einfache Ukrainer diesen Krieg erleben und welche Hilfe für die Ukraine aus dem Ausland geleistet werden kann.

Lemberg, die Stadt im Westen der Ukraine, die ich so lieb habe, ist jetzt nicht mehr das, was es früher war. Obwohl in der Stadt zurzeit keine militärischen Kampfhandlungen stattfinden, hat sich Lemberg bereits bis zur Unkenntlichkeit verändert. Hier haben schon mehr als 200.000 Flüchtlinge aus der ganzen Ukraine eine Unterkunft gefunden, Freiwillige organisieren massenweise Hilfe, Männer bereiten Molotowcocktails vor, während Frauen Essen für ukrainische Soldaten kochen.

Aktuelle Nachrichten aus Lemberg:

03.05.22

Am 3. Mai wurden drei Umspannwerke in Lviv durch Raketeneinschläge der russischen Besatzer beschädigt. Die Folge waren Stromausfälle in mehreren Stadtteilen, Probleme bei der Wasserversorgung und Verzögerungen im Zugverkehr. Etwa 250.000 Menschen sind ohne Strom geblieben. Fachleute arbeiten daran, die Stromversorgung in Lemberg wiederherzustellen und zwei Opfer mit medizinischer Hilfe zu versorgen. Die Russen feuerten sechs Raketen auf die Region, zwei davon wurden von der Luftabwehr abgeschossen. Es wird festgestellt, dass es sich um einen gezielten Angriff auf die Versorgungsketten der Stadt handelte.

30.04.22

Hollywoodstar Angelina Jolie ist am Samstag, den 30. April, in der Ukraine eingetroffen. Sie blieb in der Stadt Lemberg, wo sich derzeit viele Vertriebene aus „Krisengebieten“ aufhalten. Die UNHCR-Sondergesandte besuchte insbesondere ein Krankenhaus mit Opfern des Raketenangriffs auf den Bahnhof von Kramatorsk, ein Internat und den Bahnhof von Lviv. Dort traf die Schauspielerin die Passagiere des Evakuierungszugs aus Pokrowsk und sprach mit ihnen persönlich. Sie hörte sich die Geschichten der Evakuierten an, die erzählten, dass sie wegen der russischen Terroranschläge alles verloren hatten.

25.04.22

Russische Truppen führten am Morgen des 25. April einen Raketenangriff durch, der zu einer Explosion in einem Umspannwerk eines Bahnhofs in der Region Lviv führte. Dies führte zu mehrstündigen Zugverspätungen in der Region. Glücklicherweise gab es weder Tote noch Verletzte.

20.04.22

Die erste Ansammlung der Modulhäuser wurde in Lwiw eröffnet. Mehr als zweihundert Menschen, die durch den Krieg ihr Zuhause verloren hatten, wurden in Campinghütten in einem Park untergebracht. Mehr als 10 Millionen Ukrainer haben wegen des Krieges ihre Heimat verlassen, und 6 Millionen sind Binnenvertriebene. Die polnischen Behörden haben beschlossen, sich um solche Menschen zu kümmern, indem sie den Ukrainern kostenlos modulare Häuser zur Verfügung stellen. Die Polen planen, die gleichen modularen Häuser in den Regionen Kyjiw, Sumy und Tschernihiw zu installieren. Bereits im nächsten Monat können 5 Tausend Vertriebenen in provisorischen Mobilheimen untergebracht werden.

18.04.22

In Lemberg schlugen früh am Morgen des 18. April vier russische Raketen in der Nähe von Bahnanlagen ein. Drei der Raketen trafen eine militärische Infrastruktureinrichtung, während die vierte Rakete eine Autowerkstatt traf. Beide Einrichtungen wurden vollständig zerstört. Sieben Menschen wurden getötet und elf Personen (inkl. ein Kind) wurden verletzt. Dies sind die ersten Opfer des Angriffs auf Lemberg.

16.04.22

Die sowjetischen Symbole wurden von der Gedenkstätte „Hügel des Ruhms“ in Lemberg entfernt. Der Sowjetstern und das Hammer-und-Sichel-Zeichen wurden von der Gedenkstätte entfernt. Es wird dem Museum „Territorium des Terrors“ übergeben.

07.04.22

Aufgrund des Ukraine-Kriegs initiiert eine Gruppe von Historikern, Politikwissenschaftlern, Literaturkritikern und Philologen in Lemberg die Umbenennung von mehr als 30 Straßen, die jetzt Namen von russischen Persönlichkeiten tragen, die in keiner Weise mit der Stadt verbunden waren und wenig mit der Ukraine zu tun hatten, wie die Leo-Tolstoi-Straße oder die Mendelejew-Straße. Stattdessen werden diese Straßen nach bekannten Persönlichkeiten der ukrainischen Geschichte und Kultur benannt.

01.04.22

Schwer verletzte Menschen aus den beschossenen Flüchtlingskonvois aus Mariupol wurden in Spezialwaggons von Ukrzaliznytsya nach Lemberg gebracht. Der Sonderzug war mit 9 Patienten und 9 Ärzten von „Ärzte ohne Grenzen“ besetzt. Bei den evakuierten Patienten handelte es sich um Bewohner von Mariupol und Dörfern in der Nähe der Stadt, die alle traumatische Explosionsverletzungen erlitten hatten. Die Organisation „Ärzte ohne Grenze“ arbeitet an der Fertigstellung eines größeren und hochqualifizierten Zuges, mit dem mehr Patienten von Krankenhäusern an der Front zu medizinischen Einrichtungen in weniger vom Krieg betroffenen Regionen transportiert werden können.

30.03.22

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge Philip Grandi besuchte ein Aufnahmezentrum für Binnenvertrieben in der Region Lemberg. „Es war mir wichtig, die Region Lemberg zu besuchen, um die lokalen Behörden und all die Menschen zu unterstützen, die sich hier um die Binnenvertriebenen kümmern. Jetzt möchte ich wissen, was unsere Organisation sonst noch für diese Menschen tun kann. Unsere Bemühungen konzentrieren sich nun auf Schutz, Unterkunft und finanzielle Unterstützung. Wir sind bereit, den vom Krieg betroffenen Menschen weiterhin zu helfen“, sagte Flippo Grandi.

28.03.22

Der Hollywood-Schauspieler und Regisseur Sean Penn ist in die Region Lemberg gekommen, um ukrainischen Binnenvertriebenen zu helfen. Der Schauspieler traf sich mit dem Leiter der staatlichen Verwaltung der Region Lemberg und stellte fest, dass die Erfahrungen der Ukraine im Kampf ein Beispiel für die ganze Welt sind.

26.03.22

Die russischen Besatzer starteten am 26. Februar einen Raketenangriff auf Lemberg. Bürgermeister Andriy Sadovyy sagte: „Dies ist der zweite Streik in der letzten Woche. Die Auswirkungen auf die Infrastruktur sind gravierend. Die Zerstörungen sind beträchtlich, und auch die Bildungseinrichtungen, Schule und Kindergarten, wurden durch den Angriff beschädigt. Es ist gut, dass niemand getötet wurde, aber es gibt immer noch einige Verletzte. Ich denke, dass der Aggressor mit den heutigen Angriffen seine Grüße an Präsident Biden sendet, der sich derzeit in Polen aufhält und Lemberg ist 70 km von Polen entfernt. Die ganze Welt muss verstehen, dass die Bedrohung äußerst ernst ist.

22.03.22

Die Region Lemberg hat die erste Starlink-Satellitenschüssel von SpaceX des US-Milliardärs Elon Musk erhalten. Hochgeschwindigkeits-Internet wird schon bald für einige wichtige Einrichtungen in der Region verfügbar sein.

20.03.22

Seit Beginn des Krieges am 24. Februar hat die Region Lemberg fast 210.000 Menschen aus Regionen aufgenommen, in denen aktive Feindseligkeiten stattfinden. Auch Kinder aus Waisenhäusern werden in großem Umfang aus anderen Regionen der Ukraine nach Lemberg evakuiert. Insgesamt hat die Region bereits über ein halbes Tausend Waisenkinder aufgenommen.

19.03.22

Im Zentrum von Lemberg wurden 109 Kinderwagen ausgestellt – so viele Kinder sind durch den Krieg gestorben. „Das ist der schreckliche Preis des Krieges, den die Ukraine heute zahlt. Und wir rufen alle Erwachsenen auf der ganzen Welt auf, ukrainische Kinder zu schützen und ihnen eine Zukunft zu geben. Fordern Sie die Regierungen anderer Länder auf, den Luftraum über der Ukraine zu schließen“, schrieb Bürgermeister Andrij Sadovyj.

18.03.22

Am Morgen des 18. März schlugen russische Raketen in einer Flugzeugreparaturwerkstatt in Lviv ein. Infolgedessen wurde das Gebäude zerstört. Die aktive Arbeit in der Anlage wurde im Voraus eingestellt, sodass es zum Glück keine Todesopfer oder Verletzten gab.

14.03.22

Swjatoslaw Wakartschuk, Frontmann einer der bekanntesten ukrainischen Rockbands, Ocean Elzy, hat in Lemberg ein Flüchtlingszentrum besucht, das in einem kleinen, geschlossenen Stadion untergebracht ist. Dort sang Swjatoslaw seine Lieder inmitten der behelfsmäßigen Betten.

13.03.22

Die russischen Besatzer haben einen Luftangriff auf das Internationale Zentrum für Friedenssicherung und Sicherheit, besser bekannt als der Truppenübungsplatz in Jaworiw in der Region Lemberg, durchgeführt. Ersten Berichten zufolge feuerten sie acht Raketen ab. Bei diesem Beschuss wurden 35 Menschen getötet, 134 weitere befinden sich mit Verletzungen unterschiedlichen Grades im Krankenhaus.

08.03.22

In der Region Lemberg wurden die Helden des ukrainisch-russischen Krieges auf ihrem letzten Weg beigesetzt. Hunderte von Menschen waren gekommen, um ihre Helden zu verabschieden und ihnen für ihre Verdienste bei der Verteidigung unseres Staates zu danken.

05.03.22

Eine wertvolle Statue der Kreuzigung Jesu Christi, die in der armenischen Kathedrale in Lemberg stand, wurde entfernt und versteckt. Zuletzt wurde sie während des Zweiten Weltkriegs demontiert. Auch andere Denkmäler in Lemberg wurden entfernt, einige in Folie eingewickelt, um sie vor Schäden zu schützen.

27.02.22

Jeden Tag kommen Tausende Flüchtlingen aus der gesamten Ukraine nach Lemberg. In der Nähe vom Hauptbahnhof wurden Heiz- und Essenstationen von Freiwilligen errichtet. Ein Teil der Angekommenen bleibt in der Stadt und ein Teil fährt weiter mit Zügen nach Polen. Allerdings findet nicht jeder einen Platz im Zug – so auch hunderte Koffer, die einfach am Bahnsteig stehen bleiben. 

Wie kann ich den Ukrainern helfen?

Wie ich bereits erwähnt habe, ist Lemberg für Tausende von Menschen zu einer vorübergehenden Zuflucht geworden, bevor sie ins Ausland reisen. Es gibt regelmäßige Busse und Züge von Lemberg zur polnischen Grenze, aber es ist nicht einfach, ins Ausland zu gelangen – die Schlange der Antragsteller erstreckt sich an manchen Orten über 20 Kilometer und dauert zwei bis drei Tage. Die gute Nachricht ist, dass, sobald die Ukrainer die polnische Grenze überquert haben, Freiwillige aus verschiedenen Ländern vor Ort sind. Diese versorgen sie mit Essen und Wasser, geben ihnen warme Kleidung und Spielzeug für die Kinder und helfen bei der Unterbringung und dem Transport.

Wenn auch Sie den Wunsch verspüren, den Ukrainern zu helfen, finden Sie hier einige Möglichkeiten, wie Sie dies tun können:

• Nehmen Sie eine ukrainische Familie bei sich zu Hause auf oder helfen Sie, diejenigen zu koordinieren, die Hilfe suchen und anbieten können. In solchen Fällen wenden Sie sich am besten an das nächstgelegene Büro des Roten Kreuzes oder der Caritas.
  
• Spenden Sie Geld an Organisationen, die humanitäre Hilfe koordinieren – Caritas, Nachbar in Not, Ärzte ohne Grenze und andere. Wenn Sie genau wissen wollen, wo und wie Ihr Geld ausgegeben wurde: Es gibt Tausende anderer Spendenaktionen von Ukrainern und ukrainischen Wohltätigkeitsorganisationen, um denjenigen zu helfen, die es am meisten brauchen, wie z. B. Tierheime, ältere Menschen oder Kinder. Schreiben Sie in den Kommentaren unten, ob ich eine Auswahl solcher alternativen Organisationen für Sie vorbereiten sollte.
  
• Wenn Sie mit Kleidung oder anderen Dingen helfen wollen, empfehle ich Ihnen, sich bei den örtlichen Flüchtlingsunterkünften nach den spezifischen Bedürfnissen der dort lebenden Menschen zu erkundigen. Manchmal handelt es sich um etwas eher Unscheinbares, wie Hausschuhe, eine lokale SIM-Karte mit Internet, Katzenfutter oder Nasenspray.
  
• Bieten Sie Ukrainern einen Arbeitsplatz an. Ob mit oder ohne Fremdsprachenkenntnisse, helfen Sie diesen Menschen, wenigstens etwas Geld zu verdienen, denn Millionen von Menschen in unserem Land haben ihre Arbeit und damit auch ihr regelmäßiges Einkommen verloren. Die Ukrainer sind ein sehr intelligentes und leistungsfähiges Volk. Wir sind nicht geneigt, uns nur auf Sozialhilfe zu verlassen, und wir wollen in jeder Gesellschaft nützlich sein.
  
• Sie können Initiativen ausländischer Unternehmen unterstützen, die einen Teil ihrer Einnahmen zur Unterstützung der Ukraine spenden. Zum Beispiel, bei Einkäufen in einem österreichischen Online-Shop Outdoorshop123 für Outdoor-Equipment und Interieur über den dafür eingerichteten Link https://www.outdoorshop123.com/ukraine-hilfe spendet das Geschäft 20 % des Umsatzes an die Hilfsorganisation NACHBAR IN NOT, die jetzt aktiv humanitäre Hilfe in der Ukraine leistet. Noch besser ist es, wenn Sie coole ukrainische Marken für Kleidung, Heimtextilien oder z. B. handgefertigte Produkte unterstützen. Sagen Sie mir Bescheid, ob ich auch mal eine Liste ukrainischer Unternehmen schreiben sollte, die noch während des Krieges tätig sind, Aufträge bearbeiten und in die ganze Welt versenden.
  
• Gehen Sie auf Demonstrationen, appellieren Sie an die Führung Ihres Landes, fordern Sie sie auf, den Luftraum über der Ukraine zu schließen und weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Das ist genauso wichtig wie die Hilfe für die Ukrainer, denn wir alle träumen davon, sobald wie möglich nach Hause zu kommen und unsere Familie und Freunde wiederzusehen und zu umarmen. Und genau der Sieg der ukrainischen Armee mit starken Waffen und globaler Unterstützung kann diesen Moment näher bringen.

Jede Hilfe ist wichtig. Und ich bin allen dankbar, die den Ukrainern in dieser schwierigen Zeit helfen und an unseren Sieg glauben. Wenn wir gewinnen, werden wir den Sieg auf jeden Fall mit Ihnen teilen und ihn gemeinsam feiern!

Slava Ukraini! ♥